Ich schreibe Reden für andere Menschen. Das Themenspektrum reicht von der Rede auf einer Geburtstagsfeier bis hin zur Weihnachtsansprache für Mitarbeiter. Manche Reden sollen nur unterhaltend und launig sein, in anderen sollen auch für die Zuhörer unangenehme Dinge gesagt werden. Doch egal, um welches Thema es sich handelt. Es gibt ein paar Grundsätze, die jeder, der eine Rede halten möchte, beachten sollte.
Das Wichtigste ist, dass er sie nicht für sich hält, sondern für seine Zuhörer. Er muss seine Zuhörer, ihre Befindlichkeiten und ihre Erwartungen kennen. Nur wenn er sie auch auf der emotionalen Ebene erreicht, wird seine Rede ein Erfolg sein. Eine Rede muss ihre Zuhörer fesseln und unterhalten. Das spannendste Thema wird uninteressant, wenn der Unterhaltungsfaktor fehlt. Die Aufmerksamkeit erlahmt nach zehn Minuten sowieso. Spätestens dann muss der Redner seine Zuhörer erneut an Bord holen, gemein gesagt: aufwecken.
Das heißt nicht, dass sich der Redner zum Clown machen soll, aber er muss seine Dramaturgie so aufbauen, dass seine Zuhörer gespannt auf den nächsten Satz oder die nächste Schlussfolgerung sind. Das erreicht er, indem er ein Thema anders darstellt als das normalerweise der Fall ist, mit überraschenden Theorien oder Vorschlägen aufwartet, sich in der Welt der Zuschauer bewegt, oder Dinge einbaut, die seine Zuhörer überraschen, vielleicht einfach deshalb, weil sie eine Aussage von ihm nicht erwartet haben. Ein Chef zum Beispiel, der seine Mitarbeiter nie lobt, könnte das in seiner Weihnachtsansprache durchaus einmal tun. Er kann sich sicher sein, dass er die Aufmerksamkeit aller Zuhörer hat und sie gespannt sind, was noch kommt. Außerdem kann er damit eine langersehnte Erwartung erfüllen. Wichtig ist, dass er sich nicht zu weit von seinem bekannten Selbst entfernt, denn dann wird er unglaubwürdig.
Es gibt noch unzählige Tricks und Kniffe, um eine gute Rede zu halten. Für mich sind das jedoch die entscheidenden: Sich auf die Zuhörer einlassen, Aufmerksamkeit fesseln und authentisch bleiben.